Mittwoch, 6. März 2024

Ein Ausflug in die Hölle





Guten Abend meine Lieben, 

durch eine neue Leserin der Gilde inspiriert, versank ich heute Morgen selbst, vor der Arbeit, in "Engelsmagie". 

Wer das Buch noch nicht kennt, hat heute eine gute Gelegenheit, eine Kostprobe zu genießen und bei mir das Buch mit Widmung und Lesezeichen, ohne Portokosten, zu erwerben. Bei Amazon gibt es das Taschenbuch natürlich auch. Wer gerne E-books liest, findet das Buch in allen möglichen Buchläden.

Wer das Buch genauso spannend findet und mir eine Rezi. auf den gängigen Plattformen hinterlässt und mir das nachweist, darf mit einer magischen Überraschung rechnen. 





In der Hölle

K A P I T E L 15

 

Augenblicklich gefror das Blut in seinen Adern. So sehr er sich auch zusammenreißen wollte, zuckte er doch merklich zusammen, als sich die Klaue des Teufels auf seine Schulter legte. Krallen, scharf wie Rasierklingen bohrten sich in seine Schulter. Es brannte wahnsinnig. Michael konzentrierte sich, keine Miene zu verziehen. Es wird nicht lange andauern, sagte er sich wie ein Mantra vor. Er zweifelte nicht daran, dass der Teufel ihn mit diesen Pranken in Stücke reißen könnte.

Es kam ihm wie Stunden vor, Luzifer verharrte in der Haltung, und der Schmerz schoss von seiner Schulter aus in heißen Strömen durch seinen ganzen Körper. Der Teufel genoss das perfide Spiel, das konnte man ihm nur allzu deutlich ansehen.

Mit einem Mal spürte Michael eine ganz normale Hand, die auf seiner Schulter ruhte. Er war sich sicher, blutüberströmt zu sein. Er durfte keine Schwäche offenbaren. So zwang er sich weiter zur Ruhe und spürte in die Umgebung hinein. Es war angenehm ohne Schmerzen, und dann nahm er etwas wahr, das ihm vorher verborgen geblieben war: Hier ist keine Feindseligkeit!

Er öffnete die Augen und sah direkt in das frech grinsende Gesicht des Teufels. Bewegungslos stand dieser vor ihm.

Michael zerstrubbelte sein Haar und überlegte, was er sagen sollte.

Ehe er die passenden Worte fand, wandte sich der Teufel ruckartig von ihm fort und stellte sich direkt neben seinen imposanten Thron. Beinahe zärtlich glitt seine Hand über die Knochen der Lehne. Immer noch sagte er kein Wort. Es herrschte absolute Stille.

Nun wagte es Michael, an sich hinabzusehen, aber da war kein Blut, auch der Boden, den er gefühlt voll geblutet hatte, war sauber. Verrückt!, dachte er und hätte sich gerne gesetzt, weil sich seine Beine wie zwei nasse Säcke anfühlten. Er war sich nicht sicher, wie lange sie ihn noch tragen konnten.

»Sagte ich nicht eben noch, du könntest dich nach unserem Gespräch mit Justine vergnügen?« Luzifer machte eine Pause, ging ein paar Schritte und blieb dann wieder vor Michael stehen. 

Michael konnte fast bildlich die Fragezeichen über dem Kopf des Teufels sehen. Er wirkte unsicher, aber das war doch unmöglich, oder?, fragte er sich.

»Ja, das sagte ich, aber vielleicht werfe ich dich trotzdem gleich schon ins Feuer. Es knistert so schön beim ersten Mal.« Der Teufel stieß ein meckerndes Lachen aus. »Vielleicht aber auch erst, wenn meine begehrenswerte Tochter deiner überdrüssig ist und sie einen neuen Toy Boy will, wer weiß das schon?« Mit diesen Worten umkreiste er Michael, dabei befühlte er seinen Rücken, seine Oberarme und sogar seine Brustmuskeln.

Bah, was soll das?, fragte sich Michael. Macht er mich gerade an? Ich halte das nicht aus. Ganz ruhig, sagte er sich. Er durfte sich nicht aus der Fassung bringen lassen. Denk an etwas anderes. Und sofort musste er an das arme Wesen, das in seiner Brusttasche war, denken. Er spürte nichts mehr, kein Vibrieren. Wahrscheinlich lebte es nicht mehr und brauchte dem Druck der Finger des Teufels nichts entgegenzusetzen. Michael war sich nun sicher, dass es die Tritte von Schweinegesicht nicht überlebt hatte.

»Sie hat schon einen exzellenten Geschmack, mein Töchterlein.« Kaum hallte die Stimme des Fürsten der Unterwelt durch die Hölle, spürte Michael auch wieder die prüfenden Blicke und Berührungen des Teufels. 

Reiß dich zusammen, Alter, mahnte er sich selbst.

»Mhm«, machte der Teufel und ließ sich auf seinem Thron nieder. Sofort war wieder eines der echsenartigen Wesen zur Stelle und legte sich auf seinen Schoß, um sich den schuppigen Leib kraulen zu lassen. Mit dem Zeigefinger der freien Hand deutete Luzifer auf Michaels Hemdtasche. »Was hast du da drin?«

Ein grenzenloser Schreck durchfuhr ihn. War es verboten, dass verletzte Wesen einzusammeln und mitzunehmen? Er schluckte hart, entnahm dann aber seiner Tasche das kleine Wesen und hielt es dem Herrscher entgegen. Schlaff hingen die Glieder hinab. Das Vibrieren hatte ganz aufgehört. Es ist tot!

Maßloses Erstaunen spiegelte sich auf dem Gesicht des Höllenfürsten. »Wo hast du das her? Und warum tötest du meine Gargoyle?«

Er glaubt, ich habe das Wesen getötet? Es fühlte sich an, als wäre sein Magen verknotet. Verdammt, meine Situation wird ja immer beschissener. Wird er mir die Wahrheit glauben?

»Nun, ich höre«, knurrte ihn der Teufel an. Die runden Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. Hass sprühte ihm entgegen.

Tief atmete der junge Mann ein. Er nahm all seinen Mut zusammen. Sein Blick glitt von dem Wesen in seiner Hand zu dem Höllenfürsten. Was habe ich noch großartig zu verlieren? Ich werde in dem Lavasee landen, so oder so?

»Ich habe Euer Geschöpf nicht getötet. Es war Euer Wächter. Er hat das Gargoyle, wie Ihr es nennt, zertreten. Ich wollte es retten.« Er senkte den Blick und betrachtete das leblose Gargoyle. Er kannte diese Wesen nicht und hatte auch noch nie etwas von ihnen gehört. Trotzdem tat ihm dieses Exemplar leid.

»Komm näher!«, donnerte Luzifer.

Ich habe keine Wahl! Los Junge, bring es schnell zu Ende!, befahl ihm seine innere Stimme.

Wie in Trance trat Michael vor Satans Thron. Sein Herz jagte in seiner Brust, und er hörte sein Blut durch die Venen rauschen. Hocherhobenen Hauptes stand er vor dem Herrscher allen Übels, aber innerlich schrie alles in ihm nach Flucht.

Der Teufel streckte ihm seine beringte Hand entgegen. »Halt es daran«, forderte er ihn in unmissverständlichem Tonfall auf.

Michael kam dieser Aufforderung nach. Was seine Augen dann zu sehen bekamen, übertraf alles, was er bisher erlebt hatte. Eine der goldenen Schlangen vom Teufelsring löste sich, dann tat die zweite es ihr gleich. Michael blinzelte, starrte auf die zwei Nattern, die zischelnd zu ihm hinüberglitten. Nein, ich bilde mir das nicht ein. Er verharrte starr, als sich die goldenen Tiere pfeilschnell über seinen Arm Richtung Gargoyle bewegten. Am liebsten hätte er es fallengelassen, das würde aber mit Sicherheit den Zorn des Herrschers wecken. Also hielt er still, beobachtete gebannt wie auch angeekelt das Gebaren der Tiere, wie sie sich um den leblosen Körper wanden. Hoffentlich lassen sie meine Hand in Ruhe. Sie waren ihm ganz und gar suspekt.

Da war es auf einmal, ein deutliches Signal in seiner Hand. Die Abneigung gegen die Schlangen war vergessen. Das Vibrieren ging eindeutig von dem Gargoyle aus. Die Schlangen zogen sich wieder zurück und suchten ihren ursprünglichen Platz auf.

»Es lebt.« Mehr brachte Michael nicht über die Lippen.

Der Herrscher nickte zufrieden. »Du siehst, wozu ich in der Lage bin. Ich vermag Leben zu nehmen, aber ich kann auch Leben geben. Ich bin allmächtig und herrsche über alle lebenden Kreaturen. Und nun zeige ich dir noch etwas viel Besseres. Folge mir!« Er erhob sich und steuerte die Tür an, durch die sie in den Thronsaal gelangt waren.

Michael ließ das Wesen wieder in seiner Hemdtasche verschwinden und folgte dem Teufel.

Wie von Geisterhand öffnete sich die Tür und sie kamen in die Höhle, von der man den Lavasee aus gut sehen konnte, der sogar ein Teil dieser Höhle zu sein schien. Das Pulsieren des Gargoyles wurde immer kräftiger. Er hatte es tatsächlich überlebt.

Schweinegesicht verneigte sich tief, als Luzifer auf ihn zutrat. In seiner Zweifingerklaue hielt er die Kette, an der die zwei Höllenhunde lauerten, die Justine so liebevoll als Bella und Edward vorgestellt hatte. Michael schüttelte darüber innerlich den Kopf. Diese Viecher konnte ihm niemand schönreden. Für ihn blieben sie gefährliche Killermaschinen. Vor allen Dingen ihre ätzenden Körperflüssigkeiten hinterließen schmerzhafte Schäden und Versteinerungen, wie man an Freyjas Hand deutlich sehen konnte. Freyja! Alleine der Gedanke an ihren Namen wehte wie ein sanfter Hauch durch ihn hindurch. Gerne hätte er ihn festgehalten, sich näher mit den Erinnerungen befasst. Aber hier war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit dafür. So konzentrierte er sich ganz auf das Hier und Jetzt.

Der Teufel wartete, bis der Dämon sich wieder erhob, nachdem dieser ihm die Füße abgeküsst hatte. Widerlich, dachte Michael. Warum schleimen die bloß alle so um ihn herum? Eine leise Stimme in seinem Inneren wiederholte die Worte, die der Teufel ihm zuvor gesagt hatte: »Er ist der Herr über Leben und Tod aller Kreaturen.« Aber ist das nicht Gott?, fragte Michael sich selbst und war heilfroh, dass er diese Gedanken nicht laut ausgesprochen hatte.

»Sag, Lakai, wie gefällt dir der Job als Höllenwächter?«

»Sehr gut, gigantischer Fürst der Dunkelheit und des Lichts. Ich kann mir keinen Besseren vorstellen. Ich danke Euch für Euer Vertrauen und …«

Der Teufel machte eine genervte Handbewegung, die der Dämon sofort verstand, denn er schwieg augenblicklich.

»Du weißt doch, wie wichtig mir meine Gargoyles sind, oder? Du beschützt doch jeden Einzigen von ihnen und würdest dein erbärmliches Leben für sie geben, oder?«

Ein Zucken fuhr über das Gesicht des Dämons. Seine Augen flackerten, und sein Blick fiel automatisch auf dem Boden, an dem der blaue Fleck deutlich für alle Augen sichtbar war. Nervös rutschte er näher an das verräterische Mal heran und stellte einen Fuß darauf ab. So versuchte er es zu verbergen. Kurz grunzte er mit seiner Schweinsnase, dann besann er sich und bejahte die Antwort: »Aber ja, mein Fürst. Mein Leben würde ich für jeden einzelnen Eurer heißgeliebten Gargoyles geben.«

»Mhm.« Es war lediglich ein tiefes Knurren, das der Teufel ausgestoßen hatte. Seine Miene war ein Pokerface. Dann glitt sein Blick zu Michael, während er ungehindert zu dem Dämon weitersprach: »Dein wertvolles Leben. So, so.« Er ließ sich Zeit.

Mit jeder Faser seines Körpers spürte Michael die Anspannung und Panik von Schweinegesicht. Zitter nur, dachte er und spürte, wie der Hass ihn beinahe zu überschwappen drohte.

Nach einer scheinbaren Ewigkeit säuselte der Teufel dann folgende Worte, die Schweinegesicht zutiefst schockierten: »Dann musst du wohl mit deinem armseligen Leben bezahlen, du elender Lügner. Zeig ihm den Gargoyle!«, forderte er Michael auf.

Dieser fischte vorsichtig das Wesen aus seiner Hemdtasche und hielt es Schweinegesicht entgegen.

Die rosafarbene Gesichtsfarbe wurde für einen Augenblick noch heller, als er das Gargoyle erkannte, das er zuvor mit Wonne zertreten hatte. Michael beobachtete, wie Schweinegesichts Blick zu dem Punkt am Boden fiel, auf den er kurz zuvor seinen Fuß gestellt hatte. Der dunkelblaue Fleck, der sich dort befand, zeugte unwiderruflich von dem Mord.

Nun ging eine Regung durch ihn hindurch, seine Augen zuckten, und Michael dachte sich, dass sein Gehirn nun verstanden hatte, dass die Leiche des Gargoyles spurlos verschwunden war. Schweinegesicht grunzte und schluckte hart, dann ging er mit den folgenden Worten in die Offensive: »Er war‘s«, schrie er hektisch und zeigte mit seiner Klaue auf Michael. Das erzeugte eine sofortige Reaktion der Höllenhunde, denn sie fixierten ihn ebenfalls, fletschten ihre gefährlichen Hauer und knurrten. Noch hielt Schweinegesicht sie an der Leine, aber was war, wenn der Teufel seinem Torwächter diese Lüge abnahm und ihn statt seiner bestrafte?

»Er?« Süffisant lächelnd guckte der Teufel vom Dämon wieder zu Michael. »Wann soll er es getan haben?«

Schweinegesicht wandte sich wie ein Aal. »Er hat es getötet, als ich mit Eurer teuflischen Tochter sprach, Eure Durchlaucht. Hinterhältig erschlagen hat er es. Jawohl.«

»Du lügst wie gedruckt«, knurrte Michael und spürte die Wut immer weiter hochkochen. »Du hast das hilflose Gargoyle mit voller Absicht zertreten als wir kamen.«

Schweinegesicht wich einen Schritt zurück. »Warum sollte ich so eine Schändlichkeit tun? Ich weiß doch, wie wichtig unserem Herrn seine Gargoyles sind. Du hast es getötet. Ich habe es genau gesehen. Und ich habe sogar sehr verlässliche Zeugen. Soll ich euch helfen, ihn in den Lavasee zu werfen?« Die bösartige Klaue prangerte Michael unerbittlich an.

Das ist mein sicheres Ende!, dachte er. Der Teufel wird mir nie und nimmer glauben.


                  









Habt eine traumhafte Nacht mit spannenden Träumen. 

Alles Liebe

Eure Tali 🌹


Bilder von Michaela Thede, Pixabay und mir. Danke 🙏